Seite 100 - Der gro

Basic HTML-Version

96
Der große Kampf
Wut ihrer Verfolger, ihre Freiheit, indem sie ihren Glauben opferten.
Sie verließen ihre Gefängnisse in Bußkleidern, um ihren Widerruf
öffentlich bekanntzumachen. Doch die Zahl derer — und darunter
befanden sich Männer von adliger Herkunft ebenso wie Geringe und
Niedrige —, die in Gefängniszellen, in „Lollarden-Türmen“, bei
Folterschmerzen und Flammen furchtlos für die Wahrheit zeugten
und sich freuten, daß sie würdig erachtet wurden, „die Gemeinschaft
der Leiden“ Christi zu erfahren, war nicht gering.
Es war Rom nicht gelungen, Wiklif bei Lebzeiten den Willen
der Kirche aufzuzwingen, und Roms Haß konnte nicht befriedigt
werden, solange dessen Leib friedlich im Grabe ruhte. Einem Erlaß
des Konzils zu Konstanz zufolge wurden seine Gebeine mehr als
vierzig Jahre nach seinem Tode ausgegraben, öffentlich verbrannt
und die Asche in einen benachbarten Bach gestreut. „Der Bach“,
sagt ein alter Schriftsteller, „führte seine Asche mit sich in den Avon,
der Avon in die Severn, die Severn in die Meerengen und diese in
den großen Ozean; und somit ist Wiklifs Asche ein Sinnbild seiner
Lehre, die jetzt über die ganze Welt verbreitet ist.
Seine Feinde
erkannten kaum die Bedeutung ihrer gehässigen Tat.
Von Wiklifs Schriften angeregt, sagte sich Jan Hus in Böhmen
von vielen Irrtümern der römischen Kirche los und begann eine auf
Erneuerung abzielende Tätigkeit zu entfalten. So wurde in diesen
beiden so weit voneinander entfernten Ländern der Same der Wahr-
heit gesät. Von Böhmen erstreckte sich das Werk auf andere Länder.
Der Sinn der Menschen wurde auf das lange Zeit vergessen gewese-
ne Wort Gottes gerichtet. Gott bereitete der großen Reformation den
Weg.
[96]
1
Fuller, „Church History of Britain“, 4.Buch, 2.Abschnitt, § 54