Kapitel 9: Der Reformator der Schweiz
In der Wahl der Werkzeuge für eine Reform der Kirche zeigt
sich der gleiche göttliche Plan wie bei der Gründung der Gemeinde.
Der himmlische Lehrer ging an den Großen der Erde, an den An-
gesehenen und Reichen, die gewohnt waren, als Führer des Volkes
Lob und Huldigung zu empfangen, vorüber. Diese waren so stolz
und vertrauten so sehr auf ihre vielgerühmte Überlegenheit, daß sie
nicht umgeformt werden konnten, um mit ihren Mitmenschen zu
fühlen und Mitarbeiter des demütigen Nazareners zu werden. An die
ungelehrten, schwer arbeitenden Fischer aus Galiläa erging der Ruf:
„Folget mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen!“
Mat-
thäus 4,19
. Diese Jünger waren demütig und ließen sich belehren.
Je weniger sie von den falschen Lehren ihrer Zeit beeinflußt waren,
desto erfolgreicher konnte Christus sie unterrichten und für seinen
Dienst heranbilden. So war es auch in den Tagen der großen Refor-
mation. Die leitenden Reformatoren waren von geringer Herkunft —
Männer, die unter ihren Zeitgenossen am wenigsten von Dünkel und
vom Einfluß der Scheinfrömmigkeit und des Priestertrugs belastet
waren. Es liegt im Plan Gottes, sich bescheidener Mitarbeiter zu
bedienen, um große Erfolge zu erreichen. Dann werden Ruhm und
Ehre nicht den Menschen zufallen, sondern dem, der durch sie das
Wollen und das Vollbringen nach seinem Wohlgefallen wirkt.
Nur wenige Wochen nach Luthers Geburt in der Hütte eines
sächsischen Bergmannes wurde Ulrich Zwingli als Sohn eines Land-
amtmannes in den Alpen geboren. Zwinglis Umgebung in seiner
Kindheit und seine erste Erziehung waren eine gute Vorbereitung
für seine künftige Aufgabe. Inmitten einer Umgebung von natürli-
cher Pracht, Schönheit und Erhabenheit erzogen, wurde sein Gemüt
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frühzeitig von einem Gefühl der Größe, Macht und Majestät Gottes
erfüllt. Die Berichte von den auf seinen heimatlichen Bergen voll-
brachten tapferen Taten entzündete seine jugendliche Sehnsucht. Zu
den Füßen seiner frommen Großmutter lauschte er den köstlichen
Erzählungen aus der Bibel, die sie aus den Legenden und Überliefe-
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