Seite 168 - Der gro

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Der große Kampf
zu unterstützen und zu schützen. Da Luther sich geweigert hatte,
seinen Irrtümern zu entsagen, sollten die strengsten Maßregeln gegen
ihn und die Ketzereien, die er lehrte, angewandt werden. „Es sei
offenkundig, daß ein durch seine eigene Torheit verleiteter Mönch
der Lehre der ganzen Christenheit widerstreite ... so bin ich fest
entschlossen, alle meine Königreiche, das Kaisertum, Herrschaften,
Freunde, Leib, Blut und das Leben und mich selbst daran zu setzen,
daß dies gottlose Vornehmen nicht weiter um sich greife ... Gebiete
demnach, daß er sogleich nach der Vorschrift des Befehls wieder
heimgebracht werde und sich laut des öffentlichen Geleites in acht
nehme, nirgends zu predigen, noch dem Volk seine falschen Lehren
weiter vorzutragen. Denn ich habe fest beschlossen, wider ihn als
einen offenbaren Ketzer zu verfahren. Und begehre daher von euch,
daß ihr in dieser Sache dasjenige beschließet, was rechten Christen
gebührt und wie ihr zu tun versprochen habt.
Der Kaiser erklärte,
Luther müsse das sichere Geleit gehalten werden, und ehe Maßregeln
gegen ihn getroffen werden könnten, müsse ihm gestattet werden,
seine Heimat sicher und unbehelligt zu erreichen.
Wiederum wurden zwei entgegengesetzte Meinungen der
Reichsstände offenbar. Die Legaten und Vertreter des Papstes forder-
ten von neuem, das Sicherheitsgeleit für Luther nicht zu beachten,
und sagten: Der Rhein muß seine Asche aufnehmen wie die des
Hus vor einem Jahrhundert
Doch deutsche Fürsten, obwohl päpst-
lich gesinnt und offene Feinde Luthers, wandten sich gegen einen
öffentlichen Treubruch als einen Schandfleck für die Ehre der Nati-
on. Sie wiesen auf die folgenschweren Auseinandersetzungen hin,
die auf den Tod des Hus gefolgt waren, und erklärten, daß sie es
nicht wagten, eine Wiederholung dieser schrecklichen Ereignisse
über Deutschland und auf das Haupt ihres jugendlichen Kaisers zu
bringen.
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Karl selbst erwiderte auf den niederträchtigen Vorschlag: „Wenn
Treue und Glauben nirgends mehr gelitten würden, sollten doch
solche an den fürstlichen Höfen ihre Zuflucht finden.
Die uner-
bittlichsten der römischen Feinde Luthers drangen noch weiter auf
den Kaiser ein, mit dem Reformator zu verfahren, wie Sigismund
1
Luther, Walch, XIV, 2236,2237
1
D‘Aubigné, ebd., 7.Buch, Kapitel 9
1
Seckendorff, ebd., 357