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Luther vor dem Reichstag
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und Aberglauben so verblendet, daß sie bei Luthers erster Rede die
Gewichtigkeit seiner Gründe nicht klar erfassen konnten; durch
diese Wiederholung aber wurden ihnen die angeführten Punkte klar
verständlich.
Solche, die ihre Herzen dem Licht hartnäckig verschlossen und
sich durchaus nicht von der Wahrheit überzeugen lassen wollten,
wurden durch die Gewalt seiner Worte in höchsten Zorn versetzt. Als
er seine Rede beendet hatte, mahnte der Wortführer des Reichstages
in strafendem Ton, Luther hätte nicht zur Sache geantwortet, und
es gehöre sich nicht, hier Verdammungsurteile und Feststellungen
von Konzilien in Frage zu ziehen. Luther sollte klar und deutlich
antworten, ob er widerrufen wolle oder nicht.
Darauf erwiderte der Reformator: „Weil denn Eure Majestät und
die Herrschaften eine einfache Antwort begehren, so will ich eine
geben, die weder Hörner noch Zähne hat, dermaßen: Wenn ich nicht
durch Schriftzeugnisse oder helle Gründe werde überwunden werden
(denn ich glaube weder dem Papst noch den Konzilien allein, weil
feststeht, daß sie öfter geirrt und sich selbst widersprochen haben),
so bin ich überwunden durch die von mir angeführten Schriften
und mein Gewissen gefangen in Gottes Worten; widerrufen kann
ich nichts und will ich nichts, weil wider das Gewissen zu handeln
beschwerlich, unsicher und nicht lauter ist. Hier stehe ich, ich kann
nicht anders, Gott helfe mir, Amen.
So stand dieser rechtschaffene Mann auf dem sicheren Grund des
göttlichen Wortes. Des Himmels Licht erleuchtete sein Angesicht.
Die Größe und Reinheit seines Charakters, der Friede und die Freude
seines Herzens offenbarten sich allen, als er die Macht des Irrtums
bloßstellte und die Überlegenheit jenes Glaubens bezeugte, der die
Welt überwindet.
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Die Versammlung staunte über diese kühne Verteidigung. Seine
erste Antwort hatte Luther mit gedämpfter Stimme in achtungsvoller,
beinahe unterwürfiger Haltung gegeben. Die Römlinge hatten dies
als einen Beweis gedeutet, daß sein Mut angefangen habe zu wanken.
Sie betrachteten sein Gesuch um Bedenkzeit nur als Vorspiel seines
Widerrufs. Sogar Kaiser Karl, der halb verächtlich die gebeugte
Gestalt des Mönches, sein schlichtes Gewand und die Einfachheit
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Luther, EA, LXIV, 382f
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