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Der große Kampf
zuließ, nutzten die Eltern eifrig jede Möglichkeit, sittlich und geistig
weiterzukommen. Ihre Bemühungen, ihre Kinder für ein Leben der
Frömmigkeit und Nützlichkeit zu erziehen, waren ernsthaft und aus-
dauernd. In ihrer Entschiedenheit und Charakterfestigkeit verlangten
sie von ihren Kindern zuweilen etwas zu viel; aber der Reformator
selbst fand an ihrer Erziehungsweise mehr zu billigen als zu tadeln,
obwohl er sich in mancher Beziehung bewußt war, daß sie geirrt
hatten.
In der Schule, die er schon in jungen Jahren besuchte, wurde
Luther streng, ja geradezu hart behandelt. Die Armut seiner Eltern
war so groß, daß er, als er das Vaterhaus verließ, um die Schule
eines andern Ortes zu besuchen, eine Zeitlang genötigt war, sich
seinen Unterhalt als Kurrende-Sänger zu erwerben, wobei er oft
Hunger litt. Die damals herrschenden finsteren, abergläubischen
Vorstellungen von der Religion erfüllten ihn mit Furcht. Er legte
sich abends mit sorgenschwerem Herzen nieder, sah mit Zittern in
die dunkle Zukunft und schwebte in ständiger Furcht, wenn er an
Gott dachte, in dem er mehr einen harten, unerbittlichen Richter und
grausamen Tyrannen als einen liebevollen himmlischen Vater sah.
Dennoch strebte Luther unter sehr vielen und großen Entmuti-
gungen entschlossen vorwärts, dem hohen Ziel sittlicher und gei-
stiger Vortrefflichkeit zu, das seine Seele anzog. Ihn dürstete nach
Erkenntnis, und sein ernster und praktisch veranlagter Charakter ver-
langte eher nach dem Dauerhaften und Nützlichen als nach Schein
und Oberflächlichkeiten.
Als er mit achtzehn Jahren die Universität in Erfurt bezog, war
seine Lage günstiger und seine Aussichten waren erfreulicher als in
seinen jüngeren Jahren. Da es seine Eltern durch Fleiß und Sparsam-
keit zu einigem Wohlstand gebracht hatten, waren sie imstande, ihm
alle nötige Hilfe zu gewähren; auch hatte der Einfluß verständiger
Freunde die düsteren Wirkungen seiner früheren Erziehung etwas
gemildert. Er studierte nun eifrig die besten Schriftsteller, bereicher-
te sein Verständnis mit ihren wichtigsten Gedanken und eignete sich
die Weisheit der Weisen an. Sogar unter der rauhen Zucht seiner
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ehemaligen Lehrmeister hatte er schon früh zu Hoffnungen berech-
tigt, daß er sich einmal auszeichnen könnte, und unter günstigen
Einflüssen entwickelte sich sein Geist jetzt schnell. Ein gutes Ge-
dächtnis, ein lebhaftes Vorstellungsvermögen, eine überzeugende