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Der große Kampf
jener Versammlung zum letztenmal. Wie Pilatus Jahrhunderte zuvor
dem Stolz und der Gunst des Volkes gestattet hatte, dem Erlöser
der Welt sein Herz zu verschließen; wie der zitternde Felix den
Boten der Wahrheit gebeten hatte: „Gehe hin auf diesmal; wenn ich
gelegene Zeit habe, will ich dich herrufen lassen“ (
Apostelgeschichte
24,25
), wie der stolze Agrippa bekannt hatte: „Es fehlt nicht viel,
du überredest mich, daß ich ein Christ würde“ (
Apostelgeschichte
26,28
), und sich doch von der vom Himmel gesandten Botschaft
abwandte — so entschied sich Karl V., den Eingebungen weltlichen
Stolzes und der Staatsklugheit folgend, das Licht der Wahrheit zu
verwerfen.
Gerüchte über die Absichten gegen Luther wurden weithin laut
und verursachten große Aufregung in der ganzen Stadt. Der Refor-
mator hatte sich viele Freunde erworben, die beschlossen, da sie
die verräterische Grausamkeit Roms gegen alle kannten, welche es
wagten, seine Verkommenheit bloßzustellen, daß er nicht geopfert
werden sollte. Hunderte von Edelleuten verpflichteten sich, ihn zu
beschützen. Nicht wenige rügten die kaiserliche Botschaft öffent-
lich als einen Beweis der Schwäche gegenüber der beherrschenden
Macht Roms. An Haustüren und auf öffentlichen Plätzen wurden
Plakate angebracht, von denen manche Luther verurteilten, andere
ihn unterstützten. Auf einem von ihnen standen nur die bedeutsamen
Worte des weisen Salomo: „Weh dir, Land, dessen König ein Kind
ist!“
Prediger 10,6
. Die Begeisterung des Volkes für Luther, die in
ganz Deutschland herrschte, überzeugte sowohl den Kaiser als auch
den Reichstag, daß irgendein ihm zugefügtes Leid den Frieden des
Reiches und selbst die Sicherheit des Thrones gefährden würde.
Friedrich von Sachsen hielt sich wohlweislich zurück und ver-
barg sorgfältig seine wirklichen Gefühle gegen den Reformator,
während er ihn gleichzeitig mit unermüdlicher Wachsamkeit be-
schützte und sowohl seine als auch seiner Feinde Schritte scharf
beobachtete. Viele jedoch brachten ihre Sympathie für Luther offen
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zum Ausdruck. Er wurde von vielen Fürsten, Grafen, Baronen und
andern einflußreichen weltlichen und kirchlichen Persönlichkeiten
besucht. „Das kleine Zimmer des Doktors konnte die vielen Be-
sucher, die sich vorstellten, nicht fassen“, schrieb Spalatin
Selbst
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Luther, EA, op. lat XXXVII, 15,16