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Eine höhere Erfahrung
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Das Vorrecht des Gebets
Auch wir müssen Zeiten haben, die zur Betrachtung und zum
Gebet und zum Empfangen geistiger Erquickung abgesondert sind.
Wir schätzen die Macht und Kraft des Gebetes nicht so, wie wir
sollten. Gebet und Glaube wird das vollbringen, was keine Macht auf
Erden ausführen kann. Wir werden in jeder Hinsicht selten zweimal
in dieselbe Lage gebracht. Wir müssen beständig durch neue Szenen
und neue Prüfungen hindurchgehen, wo die vergangene Erfahrung
kein genügender Führer sein kann. Wir bedürfen des beständigen
Lichtes, das von Gott kommt.
Christus sendet stets denen Botschaften, die auf seine Stimme
lauschen. In der Nacht der Todesangst in Gethsemane hörten die
schlafenden Jünger nicht die Stimme Jesu. Sie hatten ein dunkles
Gefühl von der Gegenwart des Engels, aber sie verloren die Kraft
und Herrlichkeit der Szene. Sie versäumten infolge ihrer Schläf-
rigkeit und Trägheit den Beweis, der ihre Seelen für die vor ihnen
liegenden schrecklichen Szenen gestärkt haben würde. So versäu-
men heutzutage oft gerade die Männer, die am meisten der göttlichen
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Belehrung bedürfen, dieselbe dadurch, daß sie sich nicht mit Gott in
Verbindung setzen.
Die Versuchungen, denen wir täglich ausgesetzt sind, machen
das Gebet zu einer Notwendigkeit. Auf allen Wegen lauern Gefahren.
Alle, die versuchen, andere von Laster und Verderben zu erretten,
sind der Versuchung besonders ausgesetzt. In der beständigen Be-
rührung mit dem Bösen bedürfen sie eines starken Haltes an Gott,
damit sie nicht selbst verführt werden. Kurz und entscheidend sind
die Schritte, welche die Menschen von hohen und heiligen Pfaden
in die Tiefe führen. Es mögen in einem Augenblick Entscheidungen
getroffen werden, welche den Zustand eines Menschen für ewig fest-
legen. Ein Versäumnis zu überwinden läßt die Seele ohne Schutz.
Eine böse Gewohnheit wird, wenn man ihr nicht ernstlich widersteht,
zu eisernen Ketten werden, welche den ganzen Menschen in Bande
legen.
Der Grund, warum so viele in Versuchungen sich selbst überlas-
sen sind, liegt darin, daß sie den Herrn nicht stets vor Augen haben.
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Wenn wir zulassen, daß unsere Verbindung mit Gott unterbrochen
wird, so ist unser Schutz von uns gewichen. Alle eure guten Vorsätze