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Das Falsche und das Wahre in der Erziehung
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Gedanken durchleben sie immer wieder die geschilderten Szenen.
Ein solches Lesen macht den Geist zur nützlichen Arbeit unfähig
und auch für das geistige Leben untüchtig. Es zerstört das Interes-
se an der Bibel, himmlische Dinge finden in den Gedanken wenig
Raum. Wenn der Geist bei den Szenen der dargestellten Unreinheit
verweilt, so wird die Leidenschaft erweckt und das Ende ist Sünde.
Selbst Erdichtungen, welche keine Anregung zu unreinen Ge-
danken enthalten und welche dazu bestimmt sind, gute Grundsätze
zu lehren, schaden. Sie bestärken die Gewohnheit, schnell und ober-
flächlich zu lesen, nur um der Geschichte willen. Sie führen dazu,
die Kraft zusammenhängenden und ernstlichen Nachdenkens zu zer-
stören und machen die Seele untüchtig, die großen Aufgaben dieses
Lebens und ihrer ewigen Bestimmung zu erwägen.
Das Lesen von erdichteten Erzählungen erweckt ein Mißtrauen
gegen die praktischen Pflichten des Lebens, indem es die Liebe zu
Vergnügungen nährt. Die anregende, berauschende Macht desselben
ist häufig eine Ursache geistiger und körperlicher Krankheiten. Wie
viele elende, vernachlässigte Haushaltungen, wie viele lebenslange
Invaliden, wie viele Bewohner des Irrenhauses sind nur Folgen, die
ihre Ursache im Lesen von Romanen haben.
Der Vorwand wird oft erhoben, daß wir die Jugend von der auf-
regenden oder wertlosen Lektüre fern halten sollten, indem wir
ihnen Erdichtungen besserer Art darbieten. Dies ist gerade so, als
wenn man versucht, einen Trunkenbold zu heilen, indem man ihm
statt Schnaps und Branntwein die milderen Berauschungsmittel,
wie Wein, Bier oder Apfelwein vorsetzt. Der Genuß dieser würde
beständig das Verlangen nach stärkeren Reizmitteln nähren. Die
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einzige Sicherheit für den Trinker und der einzige Schutz für den
Mäßigen ist gänzliche Enthaltsamkeit. Für den Liebhaber von Er-
dichtungen gilt dieselbe Regel. Gänzliche Enthaltsamkeit ist seine
einzige Sicherheit.
Sagen und Märchen
In der Erziehung der Kinder und Jugend räumt man den Mär-
chen, Sagen und erdichteten Geschichten einen großen Platz ein.
Derartige Bücher werden in den Schulen benutzt und auch in vielen
Häusern findet man sie. Wie können christliche Eltern erlauben,