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In den Fußspuren des großen Arztes
Das Beispiel des Heilandes soll uns das Vorbild in unserem
Dienst für die Versuchten und Irrenden sein. Dasselbe Interesse, die-
selbe Zartheit und Langmut, welch er gegen uns offenbart hat, sollen
wir gegen andere offenbaren. Er sagt: „Liebet euch untereinander,
gleich wie ich euch geliebet habe.“
Johannes 13,34
. Wenn Christus
in uns wohnt, werden wir seine selbstlose Liebe gegen alle offen-
baren, mit denen wir zu tun haben. Wenn wir Männer und Frauen
sehen, die der Teilnahme und Hilfe bedürfen, sollen wir nicht fragen:
Sind sie würdig? sondern: „Wie kann ich ihnen von Nutzen sein?“
Reich und arm, hoch und niedrig, Freie und Gebundene, alle sind
Gottes Erbe. Er, der sein Leben zur Erlösung der Menschen hingab,
sieht in jedem menschlichen Wesen einen Wert, welcher irdische
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Berechnung übersteigt. Durch das Geheimnis und die Herrlichkeit
des Kreuzes sollen wir erkennen, wie hoch er die Seele schätzt.
Wenn wir dies tun, werden wir fühlen, daß menschliche Wesen, wie
heruntergekommen sie auch sein mögen, zu viel gekostet haben, um
mit Kälte oder Verachtung behandelt zu werden. Wir werden die
Wichtigkeit erkennen, für unsere Mitmenschen zu arbeiten, damit
sie zu dem Throne Gottes erhöht werden können.
Der verlorene Groschen in dem Gleichnis des Heilandes war
immer noch ein Silberstück, obgleich er in dem Staub und Schmutz
lag. Die Eigentümerin suchte ihn, weil er von Wert war. So ist auch
jede Seele, obgleich sie durch die Sünde noch so erniedrigt sei, in
Gottes Augen köstlich geachtet. Wie das Silberstück das Bild und
die Inschrift der regierenden Macht trug, so trug der Mensch bei
seiner Erschaffung das Bild und die Inschrift Gottes. Obgleich nun
durch den Einfluß der Sünde befleckt und verdunkelt, verbleiben
doch die Spuren dieser Inschrift auf jeder Seele. Gott wünscht diese
Seele wieder zu gewinnen und sein eigenes Bild in Gerechtigkeit
und Heiligkeit wieder in ihr aufzufrischen.
Unser Mangel an Mitgefühl
Wie wenig teilen wir mit Christo das Mitgefühl, welches das
stärkste Band der Gemeinschaft zwischen uns und ihm sein sollte,
nämlich Mitleid für herabgekommene, schuldige, leidende Seelen,
tot in Übertretung und Sünden! Das unmenschliche Benehmen des
Menschen gegen seine Mitmenschen ist unsere größte Sünde. Viele