Seite 127 - In den Fu

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Kapitel 10: Den Versuchten helfen
„Dass ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebet habe.“
Christus liebte uns nicht, weil wir ihn zuerst geliebt haben, son-
dern „da wir noch Sünder waren“ starb er für uns. Er handelt nicht
mit uns nach unserem Verdienst. Obgleich unsere Sünden die Ver-
dammnis verdient haben, verdammt er uns doch nicht. Jahr für Jahr
hat er uns mit unserer Schwäche und Unwissenheit, mit unserer
Undankbarkeit und Wunderlichkeit getragen. Obwohl wir auf Ab-
wege geraten sind, und unsere Herzen verhärtet wurden, wir auch
seine heiligen Worte vernachlässigt haben, ist seine Hand dennoch
ausgestreckt.
Gnade ist eine Eigenschaft Gottes, welche er menschlichen We-
sen erweist, obwohl sie dieselbe nicht verdienen. Wir haben nicht
danach gesucht, aber sie wurde gesandt, um uns zu suchen. Gott
gießt mit Freuden seine Gnade über uns aus, nicht weil wir es wert
sind, sondern weil wir so gänzlich unwürdig sind. Unser einziger
Anspruch auf seine Gnade ist unser großes Bedürfnis.
Unser himmlischer Vater streckt allezeit seine Hand in Jesum
Christum aus, um Sünder und Gefallene einzuladen. Er will alle
aufnehmen, er heißt alle willkommen. Es ist seine Herrlichkeit, dem
größten Sünder zu vergeben. Er will den Starken zum Raub nehmen,
er befreit den Gefangenen und reißt den Brand aus dem Feuer. Er
läßt die goldene Kette seiner Gnade herab zu den tiefsten Tiefen
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menschlicher Verkommenheit und richtet die verderbte, mit Sünden
befleckte Seele auf und erhöht sie.
Jedes menschliche Wesen ist der Gegenstand liebevollen Inter-
esses für ihn, der sein Leben hingab, damit er die Menschen zu Gott
zurückbringen möchte. Er sorgt für schuldige und hilflose Seelen,
welche in Gefahr stehen, durch die Künste und Schlingen Satans
vernichtet zu werden, wie ein Hirte auf die Schafe seiner Herde
achtet.
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