Seite 86 - Der gro

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Der große Kampf
behoben werden. Im Wort Gottes fand er, was er zuvor vergebens
gesucht hatte; er sah darin den Erlösungsplan offenbart und Chri-
stus als den alleinigen Fürsprecher für die Menschen dargestellt.
Er widmete sich dem Dienst Christi und beschloß, die entdeckten
Wahrheiten zu verkündigen.
Gleich späteren Reformern sah Wiklif anfangs nicht voraus, wo-
hin ihn sein Wirken führen würde. Er widersetzte sich Rom nicht
vorsätzlich; doch war bei seiner Hingabe an die Wahrheit eine Aus-
einandersetzung mit dem Irrtum unvermeidlich. Je deutlicher er die
Irrtümer des Papsttums erkannte, desto ernsthafter trug er die Lehren
der Bibel vor. Er sah, daß Rom Gottes Wort wegen menschlicher
Überlieferungen verlassen hatte; er beschuldigte unerschrocken die
Geistlichkeit, die Heilige Schrift verbannt zu haben, und verlangte,
daß die Bibel dem Volk wiedergegeben und ihre Autorität in der
Kirche wieder aufgerichtet werde. Er war ein fähiger, eifriger Leh-
rer, ein beredter Prediger, und sein tägliches Leben zeugte für die
Wahrheiten, die er predigte. Seine Schriftkenntnis, sein durchdrin-
gender Verstand, die Reinheit seines Lebens sowie sein unbeugsamer
Mut und seine Rechtschaffenheit gewannen ihm Achtung und all-
gemeines Zutrauen. Viele aus dem Volk waren mit ihrem Glauben
unzufrieden, als sie die Ungerechtigkeit sahen, die in der römischen
Kirche herrschte, und sie begrüßten die Wahrheiten, die nun durch
Wiklif ans Licht gebracht wurden, mit unverhohlener Freude. Die
päpstlichen Führer aber rasten vor Wut, als sie wahrnahmen, daß
dieser Reformator einen größeren Einfluß gewann als sie selbst
besaßen.
Wiklif war ein scharfsinniger Entdecker des Irrtums und griff
furchtlos viele der von Rom gebilligten Mißbräuche an. Während er
als Kaplan des Königs tätig war, behauptete er kühn seinen Stand-
punkt gegen die Abgaben, die der Papst von dem englischen Monar-
chen verlangte, und zeigte, daß die päpstliche Anmaßung der Gewalt
über weltliche Herrscher sowohl der Vernunft als auch der Offen-
barung zuwider sei. Die Ansprüche des Papstes hatten große Entrü-
stung hervorgerufen, und Wiklifs Lehren blieben nicht ohne Einfluß
auf die tonangebenden Geister des Volkes. Der König und der Adel
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vereinigten sich, den Anspruch des Papstes auf weltliche Macht-
stellung zu verneinen und die Zahlung der verlangten Steuer zu