Kapitel 22: Erfüllte Weissagungen
Als im Frühling des Jahres 1844 die Zeit vorüberging, zu der die
Ankunft Christi erwartet wurde, gerieten die, welche im Glauben
auf seine Erscheinung gewartet hatten, eine Zeitlang in Zweifel und
Verlegenheit. Während die Welt sie als gänzlich geschlagen ansah
und ihnen beweisen wollte, daß sie einem Irrtum erlegen wären, war
das Wort Gottes immer noch die Quelle ihres Trostes. Viele suchten
erneut in der Schrift, prüften abermals die Grundlage ihres Glaubens
und erforschten sorgfältig die Weissagungen, um weiteres Licht zu
erlangen. Das biblische Zeugnis schien ihre Stellung klar und ent-
scheidend zu bestätigen. Zeichen, die nicht mißverstanden werden
konnten, wiesen darauf hin, daß das Kommen Christi nahe bevor-
stand. Der besondere Segen des Herrn durch die Bekehrung von
Sündern und die Erweckung des geistlichen Lebens unter Christen
hatte Zeugnis abgelegt, daß die Botschaft vom Himmel war; und
obgleich diese Gläubigen ihre Enttäuschung nicht erklären konnten,
fühlten sie doch die Versicherung, daß Gott sie in ihrer früheren
Erfahrung geführt hatte.
Unter den Weissagungen, die sie als Hinweis auf die Zeit der
Wiederkunft Christi ansahen, fanden sich Belehrungen, welche auf
ihren ungewissen und erwartungsvollen Zustand besonders paßten
und sie ermutigten, geduldig in dem Glauben auszuharren, daß das,
was ihrem Verstand jetzt dunkel schien, zur rechten Zeit erhellt
würde.
Zu diesen Weissagungen gehörte jene aus
Habakuk 2,1-4
: „Hier
stehe ich auf meiner Hut und trete auf meine Feste und schaute und
sehe zu, was mir gesagt werde und was meine Antwort sein solle auf
mein Rechten. Der Herr aber antwortete mir und spricht: Schreib
das Gesicht und male es auf eine Tafel, daß es lesen könne, wer
vorüberläuft! Die Weissagung wird ja noch erfüllt werden zu seiner
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Zeit und wird endlich frei an den Tag kommen und nicht ausbleiben.
Ob sie aber verzieht, so harre ihrer: sie wird gewiß kommen und nicht
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