Seite 33 - In den Fu

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Die Tage seines Amtes
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will nur das Werk annehmen, welches sein Bildnis widerstrahlt. Sei-
ne Nachfolger sollen als ihr Beglaubigungsschreiben für die Welt die
unauslöschlichen Charakterzüge seiner unsterblichen Grundsätze
tragen.
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Er wird die Lämmer in seine Arme sammeln und in seinem
Busen tragen
Mütter mit ihren kranken und sterbenden Kleinen im Arm drän-
gen sich durch die Menge und suchen die Aufmerksamkeit des
Heilandes auf sich zu lenken, wenn er in den Straßen der Städte
seines Amtes waltet. Beobachtet diese Mütter, bleich, müde, fast
verzweifelnd, aber entschlossen, auszuharren. Mit der Last ihrer
Leiden auf den Armen suchen sie den Heiland. Wenn sie von der
wogenden Menge zurückgedrängt werden, bahnt Jesus sich Schritt
für Schritt einen Weg zu ihnen, bis er dicht an ihrer Seite steht. Die
Hoffnung geht in ihren Herzen auf, sie vergießen Freudentränen,
wenn seine Aufmerksamkeit sich ihnen zuwendet und sie in die
Augen blicken, aus denen so viel Liebe und Mitleid strahlt.
Der Heiland nimmt eine Mutter aus der Schar heraus und weckt
ihr Vertrauen, indem er sagt: „Was soll ich für dich tun?“ Seufzend
trägt sie ihr großes Verlangen vor: „Meister, daß du mein Kind hei-
len möchtest.“ Christus nimmt das kleine Wesen aus ihren Armen
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und die Krankheit flieht bei seiner Berührung. Die Todesblässe ist
verschwunden, der Lebensstrom fließt durch die Adern, die Muskeln
empfangen Kraft. Köstliche Worte des Trostes und des Friedens wer-
den zu der Mutter gesprochen und dann kommt ein anderer, ebenso
dringender Fall. Wiederum übt der große Arzt seine lebenspendende
Macht aus und alle bringen ihm, der so wunderbare Dinge tut, Ehre
und Preis dar.
Wir verweilen viel bei der Erhabenheit des Lebens Christi. Wir
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reden von den wunderbaren Dingen, die er vollbrachte, von den
Wundern, die er wirkte. Aber daß er Dingen, die gering geachtet
werden, seine Aufmerksamkeit schenkte, ist sogar noch ein stärkerer
Beweis seiner Größe.
Unter den Juden war es Sitte, daß die Kinder zu einem Rabbiner
gebracht wurden, damit er seine Hände auf sie lege und sie segne;
aber die Jünger des Heilandes hielten sein Werk für zu wichtig, um