Seite 801 - Das Leben Jesu (1973)

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Kapitel 84: „Friede sei mit euch!“
Auf der Grundlage von
Lukas 24,33-48
;
Johannes 20,19-29
.
Endlich haben die beiden Jünger Jerusalem erreicht. Sie gehen
durch das östliche Tor, das bei festlichen Gelegenheiten nachts ge-
öffnet ist. In den Häusern ist alles dunkel und still, aber die beiden
Wanderer finden ihren Weg durch die engen Gassen beim Schein
des aufgehenden Mondes. Sie gehen zu dem Obergemach, in dem
Jesus den letzten Abend vor seinem Tode verbrachte. Sie wissen, daß
sie hier ihre Brüder finden werden. So spät es auch ist, die Jünger
würden doch nicht eher zur Ruhe gehen, bis sie Genaues über den
Verbleib des Leichnams ihres Herrn wußten. Die Tür zum Gemach
ist fest verschlossen; sie klopfen an, aber keine Antwort erfolgt —
alles bleibt still. Dann nennen sie ihre Namen, und endlich wird
vorsichtig die Tür entriegelt. Sie treten ein und mit ihnen noch ein
anderer, unsichtbarer Gast. Dann wird die Tür wieder verriegelt, um
Späher fernzuhalten.
Die Wanderer finden alle in höchster Erregung. Die im Raum
Versammelten brechen immer wieder in Lobpreis und Dank aus und
rufen: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und Simon erschienen.“
Lukas 24,34
. Die Männer von Emmaus, von ihrem eiligen Marsch
noch ganz außer Atem, erzählen darauf die wunderbare Geschichte,
wie Jesus ihnen erschienen ist. Sie haben gerade ihren Bericht been-
det, und einige meinen noch, sie könnten das alles nicht glauben, da
es zu schön sei, um wahr zu sein, als auf einmal noch eine andere
Gestalt vor ihnen steht. Aller Augen richten sich auf den Fremden.
Niemand hat um Einlaß gebeten; niemand hat Schritte vernommen.
Die Jünger sind bestürzt und fragen sich, was das bedeuten solle.
Doch da hören sie eine Stimme, die keinem anderen gehört als ihrem
Meister Jesus Christus. Klar und deutlich kommen die Worte von
seinen Lippen: „Friede sei mit euch!“
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„Sie erschraken aber und fürchteten sich, meinten, sie sähen
einen Geist. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so erschrocken,
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