Seite 623 - Das Leben Jesu (1973)

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Kapitel 69: Auf dem Ölberg
Auf der Grundlage von
Matthäus 24
;
Markus 13
;
Lukas 21,5-38
.
Christi Wort zu den Priestern und Obersten: „Siehe, euer Haus
soll euch wüste gelassen werden“ (
Matthäus 23,38
) hatte ihre Her-
zen mit großer Furcht erfüllt. Sie stellten sich zwar gleichgültig,
doch innerlich beschäftigte sie lebhaft die Frage nach der Bedeutung
dieser Worte. Sie fühlten sich wie von einer unsichtbaren Gefahr
bedroht. Konnte es sein, daß der herrliche Tempel, der Ruhm des
jüdischen Volkes, bald eine Trümmerstätte sein würde? Auch die
Jünger waren von einer bösen Ahnung erfüllt, und sie warteten voller
Unruhe auf eine genauere Erklärung Jesu. Als sie mit ihm den Tem-
pel verließen, lenkten sie seine Aufmerksamkeit auf dessen Stärke
und Schönheit. Die Steine des Tempels waren aus reinstem Marmor,
blendend weiß, und manche von ihnen von riesenhaften Ausmaßen.
Ein Teil der Mauer hatte sogar der Belagerung durch das Heer Ne-
bukadnezars widerstanden. Das Mauerwerk schien so festgefügt,
als wäre es ein einziger massiver Stein, der aus dem Steinbruch
herausgebrochen worden war. Wie diese mächtigen Mauern jemals
überwunden werden sollten, war den Jüngern unverständlich.
Welche Gedanken müssen den Heiland wohl bewegt haben, als
seine Aufmerksamkeit von der Herrlichkeit des Tempels gefesselt
war! Gewiß, der Anblick, der sich ihm bot, war in der Tat wunderbar,
doch mit tiefer Trauer sagte er: Ich sehe alles. Der Tempel ist wirk-
lich ein herrlicher Bau. Ihr zeigt auf jene unzerstörbar scheinenden
Mauern; doch hört auf meine Worte: Es kommt der Tag, da wird
hier „nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen
werde“.
Matthäus 24,2
.
Christus hatte zu vielen Zuhörern gesprochen; nun aber, da er al-
lein auf dem Ölberg saß, traten Petrus, Johannes und Jakobus zu ihm
mit der Bitte: „Sage uns, wann wird das geschehen? und welches
wird das Zeichen sein deines Kommens und des Endes der Welt?“
[625]
Matthäus 24,3
. In seiner Antwort an die Jünger trennte Jesus die
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